Der Wetterbericht bringt immer noch keine besseren
Windvorhersagen, aber wir wollen nah unter Land bis nach Essaouira, 55 sm
südlich von Safi, weiterfahren. Nach einigem Suchen
finden wir die Zahlstelle für die Liegegebühren, um anschließend bei der Capitanerie die Schiffspapiere wieder zu bekommen. Unscheinbar
und ohne Hinweisschild finde ich über den Hintereingang des nächsten Gebäudes
das Büro von Immigration, um unsere Pässe wieder in Empfang zu nehmen. Der
Beamte dort macht sich einen Spaß daraus, sich mit mir in Französisch zu
unterhalten und mir ein paar französische Sätze zu entlocken. Da unser Handywecker noch auf MEZ steht werden wir bereits um 4 Uhr geweckt und
lösen uns um 5.15 Uhr aus unserem Schiffspäckchen, zu dem sich mittlerweile
auch noch eine australische Yacht gesellt hatte. Unterwegs begegnen uns viele
kleine Fischerboote, wir winken freundlich zurück, wenn sie uns ihre Fische
anbieten, aber wir müssen jetzt erst mal etwas anderes als Fisch essen. Der Fastzusammenstoß mit dem Fischtrawler geht nur deshalb
glimpflich ab, weil die Fischer laut pfeifend Helmut von dem Commissario Brunetti Krimi „Feine
Freunde“ losreisen können und er gerade noch rechtzeitig den Motor auf volle
Kraft zurück umschalten kann. Der Fischtrawler geht 1 m vor unserem Bug vorbei
und das Netzt schlappt auch noch durch. Schreck in
der Morgenstunde. |
Oben und unten Gefährliche Klippen vor der Hafeneinfahrt |
Abendstimmung in Essaouria Im Hafen kann man trockenen Fußes von Boot zu Boot gehen |
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Renate mit neuem Djelaba beim Kräuterkauf |
Essaouira kommt in Sicht und wir sind froh, dass wir am Morgen so
früh ausgelaufen sind und jetzt noch bei Tageslicht diese mit vorgelagerten
Riffen gespickte Ansteuerung auf den Hafen hinter uns bringen. Im Hafen legen
wir wieder im Päckchen an und das Szenario wiederholt sich, denn auch Essaouira
(Mogador) ist ein Fischereihafen, nur ist das
Wasser noch schmutziger als in Safi. Einklarierung
ist hier vollkommen unproblematisch direkt im Büro der Capitanerie
am Hafentor und gleich daneben bei Immigration zu erledigen. Bakschisch ist
hier kein Thema, wir sind überrascht, denn mittlerweile haben wir von Nina
und Hendrik einen kopierten Hafenführer für Marokko, der etwas anderes
berichtet. Wie eine Festung mit Türmen und hohen weißen Mauern liegt die
Stadt in der Abendsonne. Hier geht alles etwas ruhiger und gediegener zu. Essaouira
hat mehr Fremdenverkehr und die Restaurants, Cafes
und Geschäfte haben sich darauf eingestellt. Bemerkenswert sind die handbearbeiteten
Gegenstände aus Tujaholz, die in kleinen Kunsthandwerker Läden hergestellt
und verkauft werden. Auch die auf großen Webstühlen manuell hergestellten
Baumwolle-Seide-Decken sind herrlich farbenprächtig anzusehen. In meinem Djelaba mit dem passenden Kopftuch fühle ich mich sehr
gut angezogen und wir streifen durch die Stadt, die durch den Tourismus im
Verhältnis zu Safi sehr ordentlich aussieht. Wieder
lassen wir uns vom bunten Treiben auf dem Markt gefangen nehmen und schleppen
Taschen voll Obst, Gemüse, Couscous, Datteln, Gewürze, Minze und Argane-Öl, ein für diese Gegend typisches Nussöl, an
Bord. Der Fischmarkt entspricht schon eher europäischen Vorstellungen. In
einer großen weiß gefliesten Markthalle werden riesige Schwertfische
(Merlin), Muränen, Rochen, Aale usw., direkt fangfrisch versteigert. Schwertfische
mit 100 und mehr Kilo sind keine Seltenheit und kosten 5 € pro Kilo im
Vergleich zu Italien bei Messina mit 25 € das Kilo. Ein Tagesausflug nach
Marrakesch mit dem Bus wäre sicher lohnenswert gewesen, doch der
Wetterbericht bringt endlich für 3 Tage beständigen Wind, den wir nutzen
wollen, um die Strecke nach Lanzarote unter Segel zurücklegen zu können. Am
Sonntag 23.10. 2005 lösen wir die Leinen und starten Richtung Lanzarote.
Hätten wir bereits in Gibraltar gewusst, was wir in Marokko erleben würden,
wir wären sicher früher aufgebrochen, um uns in diesem Land länger aufzuhalten. |